Man hat ihn gehasst oder über die Maßen verehrt. Seine Vorliebe für Tabus, die respektlos-freche Art, mit der er in seinen Zeichnungen und Texten den Finger genau auf die Wunde legt, hat in Frankreich wie Deutschland wiederholt die Zensur auf den Plan gerufen. Doch Reiser ist mehr als Pornografie und Provokation: Mit seinem epochemachenden Stil, einem Minimum an unverkennbaren Federstrichen, schuf er so kratzbürstig-liebenswerte Figuren wie »Jeanine« oder den »Gros Dégueulasse«. Als passionierter Beobachter des menschlichen Um- und Untergangs denunziert Reiser die ganze Erbärmlichkeit des Alltagslebens, gern schlug er sich auf die Seite der Verlierer, bezog radikal Stellung gegen Missstände jeglicher Art. Fast fünfundzwanzig Jahre nach seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1983 fehlt uns der Humorist mehr denn je. Und bleibt, was er ist. Ein Großer.